Meine subjektive Wissenschaft

Begegnung

Alles hier ist der Ausdruck eines „Hobbies“, allerdings eins, das ich mit Leidenschaft ausübe, und nicht ohne Schwierigkeiten, nicht ohne mit der Welt anzuecken. Dieses Hobby besteht darin, durch Begegnung aus dem sumpfartigen Gemisch von Wahrnehmung, Tun, Glaube und objektiver Welt ein paar klare Formen und Anhaltspunkte rauszuarbeiten. Nicht nur neue „Formen“ im Bereich mentaler Aktivität – also neue Gedanken und Sichtweisen – sind dabei von Interesse, sondern auch neue Formen im Bereich des Tuns, des Bewegens, des Wahrnehmens und des Fühlens, auch der Körperhaltung und des „Seins“ allgemein; dabei auch die Frage, wie alle diese Bereiche untereinander zusammenhängen.
Der Hintergrund zu diesem Hobby ist letztlich natürlich nicht der pure Zeitvertreib (obwohl es diese Funktion durchaus sehr gut erfüllt). Es gibt im wesentlichen zwei Bedürfnisse, die den Antrieb dazu bilden: Das eine ist das Bedürfnis nach Wissen, das andere das Bedürfnis nach Kontrolle (Beeinflussung, Eigenmacht) – Bedürfnisse, die jeder Mensch kennt und die in engstem Verhältnis zueinander stehen. Ganz am Grunde stehen aber wohl die Bedürfnisse nach Lebensfreude und Erfüllung.

Objektivitäts- bzw. Geltungsanspruch des Subjekts

Wenn ich das Ganze nun „subjektive Wissenschaft“ nenne, so ist das nicht allzu ernst gemeint. Ich erhebe zwar keinen (Macht)Anspruch auf Objektivität, es liegt mir nichts daran, irgend eine Aussage in einem anderen Hirn festzunageln – tue ich das ja noch nichtmal in meinem eigenen, insofern ich die Sätze von gestern auch gerne wieder verwerfe – doch glaube ich an eine gewisse Objektivität und Allgemeingültigkeit in meinen Ausführungen, so wie ich daran glaube, dass jedes Subjekt ganz unweigerlich auch einen objektiven Pol hat, der sich eben auch unweigerlich mit ausdrückt. Der Unterschied zur Wissenschaft im gewöhnlichen Sinne ist nur der, dass man sich nicht so sehr um Beweisbarkeit abmüht. Man hofft vielmehr auf Objektivität bzw. darauf, dass der eigene Ausdruck jemand anderem irgendwie von Nutzen ist. Genau das tue ich hier.

Experimentcharakter dieses Projekts

Es geht hier weniger um „reines Wissen“ und „Objektivität“ als um den „Nutzen“ und die Wirkung der Gedanken. Dies bedingt aber schon rein logisch, dass man stärker den Kontext des einzelnen Subjekts ins Auge fasst, denn dieses ist das, das handelt und wahrnimmt. Dass ich es allerdings auch ganz „sorglos“ von innen heraus tue, berechtigt dann doch die Betonung des Begriffs „subjektiv“ in Bezug auf meine „Wissenschaft“, zumindest für den Teil der Handschriften in diesem Projekt hier. Doch selbst, wenn sich hier herausstellen sollte, dass die Kommunizier- und Übertragbarkeit der Inhalte viel zu gering ist, ist es immer noch nicht wertlos, genausowenig wie das einzelne Subjekt wertlos ist. Dann ist das eben nur meine ganz private Wissenschaft (und dann bin ich von mir aus gerne ein Studienobjekt für den Bereich der Psychologie, der sich eben mit diesem Phänomen beschäftigt: das Betreiben privater Wissenschaft im Innern eines Individuums). Objektivität und Übertragbarkeit sei hier aber erstens nicht von vorn herein und ganz grundsätzlich ausgeschlossen und zweitens Gegenstand eines praktischen Versuchs – und nicht theoretischer Beweisführung.

Gleichrangigkeit zw. Autor und Leser

Die Veröffentlichung meiner Hand-Notizen hat also stark experimentellen Charakter. Ein möglicher Wert der Veröffentlichung ist mir dabei besonders teuer und es würde mich in der Tat freuen, wenn er sich als real erweist: Wenn meine Hand-Notizen schüchternen Naturen Mut macht und ihnen den Eindruck einer Gleichrangigkeit zu mir vermittelt, weil sie sehen: Auch ich bin nur ein Mensch und denke zum Teil sehr einfache Gedanken. Ich denke, es gibt heutzutage noch viele unemanzipierte Geister, die sich noch stark von unbekannten Fremdwörtern und langen Sätzen beeindrucken lassen. Doch wir alle kochen nur mit Wasser und sind aus dem gleichen Holz geschnitzt.

Wert in meinen Gedanken?

Ich gehe nicht wirklich davon aus, dass sich die ein oder andere Seele daran macht, sich vollständig durch diesen subjektiven und groben Denkfluß zu schlagen, doch will ich mit dieser Bemerkung auch keinem davon abraten. Allerdings habe ich in der Tat manchmal ganz grundsätzliche Zweifel an gewissen Ausrichtungen in meinem Denken. Letztlich kann ich den subjektiven Wert meiner subjektiven Betrachtungen nicht für einen anderen abschätzen. Ich halte alles für möglich: Dass man daraus einen Gewinn für sich zieht und dass man Schaden daran nimmt. Letzteres insofern, als dass man sich von einem gewissen „Schwachsinn“ anstecken läßt, der in meinem Denken sicherlich auch enthalten ist. (selbstverständlich umgeben von viel Genialität…) Als Denk-Protokoll sind meine Hand-Notizen natürlich auch ein Protokoll meiner Irrtümer und es gilt für sie in einem noch viel stärkeren Maße als sonst, dass Du selbst zwischen gut und schlecht unterscheiden musst.

Schlechtem Wissen entgegenwirken

Ich empfehle Dir aufs Schärfste, mit Gedanken nicht schlampig umzugehen. Dass „schlechtes Wissen“ zu schlechten Entscheidungen führt, ja schon lange vor einer bewußten Entscheidung die Weichen zu unserem Nachteil stellt, ist, denke ich, jedem mehr oder weniger klar. „Schlechtes psychologisches Wissen“ aber wird am eigenen Geist und Körper erfahren. Die Maschine Mensch kann durch so etwas empfindlich gestört werden. Um so etwas zu vermeiden, ist es wichtig, dass Du das, was Du liest, sei es hier bei mir oder woanders, auch gründlich verarbeitest. Tut man dies, ist die Auseinandersetzung mit psychologischen Themen nur noch so kritisch, wie das Überqueren einer Ampel bei grün. Mit einem gründlichen Verarbeiten muss aber unerläßlich die grundsätzliche Bereitschaft einhergehen, selbst zu urteilen. Entweder man denkt – oder man denkt nicht.

Fühlen, was man fühlt – Registrieren, was man denkt

Wo die Entscheidung für das Denken und eigene Beurteilen nur „halb“ erbracht wird, ist es aber unmöglich, einem ganz grundlegenden Prinzip der „Psycho-Hygiene“ gerecht zu werden: Konsistenz. Konsistenz im Denken, Fühlen und Wollen. Was die Konsistenz seines Wissens(systems) angeht, so ist dies natürlich nicht nur eine Sache der momentanen Entscheidung. Es bedarf hier der ständigen, kontinuierlichen Pflege. Dies zu tun, ist jedoch ein ganz natürlicher Impuls. Der Ausgangspunkt vieler Menschen ist aber bereits der, schlechtes Wissen angesammelt zu haben – eben auch psychologisches oder psychisch wirksames. Schlechtes Wissen vor allem der Art, dass dem Menschen sein Wert, seine Fähigkeiten, sein Potential und seine Geltung weitgehend abgesprochen werden. Ist der Mensch einmal mit solchen Gedankenstrukturen verstopft, leidet natürlich auch die Qualität der inneren Wissenschaft. Wertvolle Wahrnehmungen und Eindrücke werden blockiert oder links liegen gelassen, gefühlte Widersprüche geleugnet, diffuse Ungereimtheiten und Unbefriedigtheit werden nicht als Zeichen mangelnden Verstehens gedeutet. Die Fähigkeit, das zu fühlen, was man fühlt, und das zu (er)kennen, was man (wirklich) denkt bzw. glaubt, – vielleicht ja eine Fähigkeit, die jeder werdende Mensch erst entwickeln muss – ist auf ein Minimum reduziert. Wieviel Erkenntnispotential und Inspiration liegt aber in diesem subjektiven Denken und Fühlen! Wieviel „Informationen“ bzw. Ideen liegen in diesem ständigen Strom von Eindrücken, die zu registrieren und erkennen, einen ganz wesentlichen Teil unserer Intelligenz ausmachen sollte.

Warnung

Bei all dieser Befürwortung des „Denkens“ ist nun eine kleine Warnung angebracht: davor, ins andere Extrem zu fallen und geradezu neurotisch der perfekten Harmonie in sich hinterherzujagen; es gilt die richtige Mitte zu finden. Ein absolutes und perfektes Verstehen wird man so oder so nie erreichen. Auch ist all die Selbsterforschung und Konzentration auf sein Wahrnehmen und Fühlen keine vollständige Lebensweise. Man kann ja nicht nur wissen wollen, man „muss“ ja auch „leben“. Die Grundhaltung des zurückgelehnten Betrachtens der Welt ist sehr gut, aber unvollständig – im Streben nach „Kontrolle“ (Tun) ja sowieso, doch auch im Streben nach „Wissen“. Es bedarf der Aktivität, zumindest gibt es die Möglichkeit zu Aktivität. Es gibt z.B. Felder, die zwischen Sein und Nicht-Sein liegen und auch für unseren logischen Geist Freiräume bieten, Felder, in denen es mehrere Interpretationsmöglichkeiten gibt, Felder, in denen sich „die Wahrheit“ uns nicht als einzige Möglichkeit aufzwängt, sondern uns zum Spiel und zur Begegnung erwartet, Felder, in denen sich „Realität“ nicht ohne unser Zutun gestaltet und veräußert. Das Ding „Wissen haben“ existiert dort nicht getrennt von unserem eigenen Sein und unserer eigenen Aktivität. Dort kreieren wir Realität und Wahrheit – eine These, die die Philosophie meines Wissens nach lediglich auf das Phänomen des Interpretierens bezieht, während die Esoterik und Religion gerne auch so weit geht, dem Menschen mit seinem „Geist“ – oder einem „heiligen Geist“ – eine Macht zuzuschreiben, die bis in das Objektiv-Materielle hineinreicht. Jeder, der den Berichten von außergewöhnlichen Taten hypnotisierter Menschen glaubt, tut dies bis zu einem gewissen Maße. Wie auch immer: Nutze man seine Freiräume positiv und vergesse man nicht zu „leben“.

Angst vor Verantwortung, Sein und Selbst-Beanspruchung

Einige Menschen scheinen allerdings eine Scheu davor zu haben, diese Freiräume für sich selbst in Anspruch zu nehmen. Sie richten sich zu viel nach „außen“ um dort zu erfahren, was denn „richtig“ und was „falsch“ sei. Dies ist natürlich nicht ausschließlich in rein emotionaler Schwäche begründet; es können einen auch ganz „sachliche“ Überzeugungen dazu verleiten, sich viel zu viel nach „außen“ zu richten, z.B. eine übertriebene Fixierung auf „Wahrheit“ und „objektive Wahrheit“ oder die Meinung, dass der Mensch ganz grundsätzlich in einem Maße unperfekt ist, das ihn von einem Führer abhängig macht. Oder der Glaube, dass der Mensch nicht ehrlich zu sich sein kann – ein Glaubenssatz, der unter Garantie nicht das Resultat eigener Erfahrung ist. Sofern diese Ausrichtung nach „außen“ aber extrem auftritt, ist dies in jedem Fall auch angstbegleitet. Hierbei geht es um eine generelle Grund-Angst. Man scheut die Verantwortung, selbst zu urteilen – und man scheut die Verantwortung zu sein. Angst beruht auf Seins-Schwäche bzw. Seins-Leere. Das Streben nach „außen“, d.h. in die kognitive Welt von „richtig und falsch“, und die völlige Überschätzung dieser kognitiven „richtig und falsch“, bedeutet, sich von sich selbst zu entfernen. Trete man einen Schritt zurück von dieser Ebene.

Angst, Religion und Mißverständnisse

Angst beruht auf Seins-Schwäche – eine Religion, die die „Seele“ schwach macht, ist falsch oder mißverstanden. Eine Religion, die uns glauben macht, dass das (bzw. unser) Sein schlecht ist, läßt uns unser eigenes Sein meiden und eine absolute Sperre wird errichtet, wenn wir glauben, dass dies sogar mit Strafe belegt ist. Dadurch ist die Angst dann doppelt und dreifach gesichert, denn wir versuchen erst gar nicht, unser Sein zu beanspruchen, ja wir haben Angst vor dem Sein! Viele Menschen täten gut daran, ihr persönliches Verständnis zentraler religiöser Vokabeln zu überprüfen. Es ist möglich, jahre- und jahrzehntelang mit folgenschweren Irrtümer herumgelaufen zu sein. So geschieht der religiöse „Tod“, von dem häufig die Rede ist, meiner Meinung nach auf dem Höhepunkt seiner Kraft und nicht durch elendige Selbst-Zerstörung. Ich will glauben, dass er die größte und letzte Erfüllung des (eigenen) Seins ist. Und was Jesus mit „Selbst-Verleugnung“ gemeint hat, muss einen ganz speziellen Sinn haben – er hat sich mir noch nicht erschlossen. Aber muss ich dieses Wort unbedingt verstehen, um den richtigen Weg zu wissen? Das „Wort Gottes“ – eine weitere religiöse Vokabel – ist als Gefühl überall präsent. Nicht nur in der Bibel oder einer anderen heiligen Schrift. Und das gefühlsmäßige Wort ist wichtiger als das geschriebene. Es gilt vor allem, dieses lesen zu lernen – halte Dich also auch nicht allzu lang mit meinen Worten hier auf.

Ich wünsche mir, dass Du auf diesen Bildschirm und dieses Gedankenfenster „bewußt“ schaust. Der räumliche Abstand zum Bildschirm und die Gewahrsamkeit Deiner selbst vor ihm – eine Wahrnehmungspraxis möglich auch während des Lesens (z.B. jetzt) – können Dich daran erinnern, dass Du den Inhalten dieses Gedankenfensters nicht all Deinen inneren Raum schenken musst.
Ich wünsche mir, dass diese Wahrnehmungseinstellung auch bezüglich jeder Quelle praktiziert wird, auf die hier verwiesen wird.

Bitte beachte die Fußzeile unterhalb dieses „Gedankenfensters“ hier: Das Gedankenangebot ist für beide Seiten in jeder Hinsicht absolut unverbindlich und freibleibend. Es kann auch nur in Teilen angenommen werden. Eine bewußte Wahrnehmung seiner einzelnen Teile (=“Thesenbewußtheit“) wird strengstens empfohlen, auch wenn es der Übung verlangt. Umformulierungen und Manipulationen des Inhalts zum eigenen Gebrauch werden ausdrücklich empfohlen. Modifizierende Worte wie „einige“, „sehr“, „zu (viel/wenig)“, etc. sind ernst zu nehmen. Ungerechtfertigte Verallgemeinerungen sind selbst zu korrigieren. Verweise zu und Auszüge aus anderen Quellen dienen zuallererst der Vertiefung Deiner Auseinandersetzung und stellen nicht immer meine Meinung dar. Meine Meinung sollte Dir grundsätzlich egal sein. Dieses Projekt basiert auf dem Vertrauen in Deine Mündigkeit. Nutzung auf eigene Gefahr.